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Berichte zur Kategorie "Übung"

Orion 2010: Erdbebenübung in Großbritannien

|  Übung  Ausland

Erdbebenspezialisten aus neun Ländern trainierten den Ernstfall in Großbritannien. Darunter waren alle SEEBA Helfer der THW Einheit Darmstadt/Viernheim Ortung

Erdbebenspezialisten aus neun Ländern trainierten vom 7. bis 9. September den Ernstfall in Großbritannien. Darunter waren alle SEEBA Helfer der THW Einheit Darmstadt/Viernheim Ortung. Übungsszenario war ein Erdbeben der Stärke 8, das in vier Grafschaften massive Zerstörungen verursachte. Großbritannien forderte zur Unterstützung der einheimischen Kräfte, über das EU-Gemeinschaftsverfahren, Hilfe an.

Internationale Rettungsteams

Aus Deutschland wurde ein Team der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) entsandt. Weitere Erdbebenspezialisten aus Dänemark, Italien, Norwegen, Schweden und Spanien unterstützten die Kräfte aus Großbritannien im Rahmen des EU-Gemeinschaftsverfahrens. Einsatzkräfte aus den Vereinten Arabischen Emiraten und den Vereinigten Staaten von Amerika nahmen ebenfalls an der Übung teil.

Zehn Tage autark

Alle Teams entsprachen den Richtlinien der International Search and Rescue Advisory Group (INSARAG)der UN und sind für den normaler weise zehn tägigen Einsatzzeitraum autark. Für die SEEBA heißt dies 17 Tonnen Material: Bergungs-, Ortungs- und Führungsausstattung, 16 Großzelte, darunter Küchen-, ein Gemeinschafts- oder Duschzelt und selbstverständlich Nahrungsmittel/Getränke. Dies ist alles Notwendig um in einem Erdbebengebiet nicht Gefahren ausgesetzt zu sein, die durch Nachbeben entstehen können. Durch die eigene Zelte fällt man auch nicht dem hilfesuchenden Land zur Last.

Anfahrt zur Einsatzstelle

Zunächst musste die Einsatzstelle Fort Widley in der englischen Grafschaft Hampshire erreicht werden. Die Anfahrt im geschlossenen Verband war zwar keine neue Erfahrung, es war aber ein Erlebnis, von Motorradpolizisten eskortiert zu werden, die alle Zufahrten auf der Straße sperrten wenn man vorbei fuhr. So konnte verhindert werden, dass sich nicht ein Verkehrsteilnehmer zwischen den aus acht Einsatzfahrzeugen bestehenden Verband quetscht.

Ortung von Verschütten Hand in Hand mit anderen Nationen

Der Schwerpunkt der Ortungsgruppe war es, die Bergungsgruppen bei der Suche nach Verschütten in einem Tunnelsystem zu unterstützen. Es wurden an verschiedenen Stellen die Searchcam und die akustischen Ortungsgeräte in Kombination mit Rettungshunden aus Norwegen und Schweden eingesetzt. Des weiteren bot die realistische Erdbebendarstellung die Möglichkeit neue Geräte auf Herz und Nieren zu testen.

Anspruchsvolles Übungsgelände

Das Übungsgelände war anspruchsvoll und realistisch. Den Helfern wurde es nicht leicht gemacht. So mussten Mauerdurchbrüche unter erschwerten Bedingungen in engen Räumen und Kanälen hergestellt werden. Manche Einsatzstellen waren erst durch Abseilen in die Tiefe zu erreichen. Andere konnten erst nach bereinigen von Trümmern und Abstützen, durch 70m lange Kriechgängen, erreicht werden. Dies waren an manchen Stellen so eng, dass Helfer nicht aneinander vorbeikamen oder nur im liegen vorankamen.

Jeder Trupp hatte eigenen Rettungsassistenten

Da nach erfolgreicher Ortung von Verschütten damit gerechnet werden musste, dass gefundenen Personen Verletzungen davontrugen, hatte jeder Trupp einen eigenen Rettungsassistenten mit dabei. Bei schwereren Verletzungen wurde sofort ein Arzt hinzugezogen. An einer dem THW zugewiesen Einsatzstelle musste auch eine englische Ärztin, ähnlich wie ihre deutschen Kolleginnen, zur Versorgung des Verletzten mit in das Trümmerlabyrinth. Eine internationale Zusammenarbeit ist bei solchen Szenarien nicht nur auf administrativer, sondern auch auf operativer Ebene notwendig, um unkompliziert und schnellstmöglich verschüttete Erdbebenopfer aus ihrer Lage zu befreien/retten.

Positives Fazit

alle Teilnehmer der Übung zogen das gleiche positive Fazit:
Super Vorbereitung der Übung durch die Engländer,
gute Zusammenarbeit aller teilnehmenden Nationen,
sehr realitätsnahe Übungsumgebung, ohne "doppelten Boden".

So konnten alle unter Einsatzbedingungen eigene Grenzerfahrung machen und dabei viel lernen. Falls es irgendwo Probleme gab, so konnten die Rettungskräfte aufgrund ihrer großen Erfahrung, die sie bei Erdbebeneinsätzen auf der ganzen Welt erlangt hatten, immer einen Lösungsweg anbieten.

SEEBA

Das 68köpfige SEEBA-Team, ein sogenanntes Heavy Team, ist in der Lage, an mindestens zwei Einsatzstellen über einen Zeitraum von zehn Tagen rund um die Uhr zu arbeiten. Die SEEBA wurde 2007 von der International Search and Rescue Advisory Group (INSARAG) der Vereinten Nationen (UN) als Heavy Team zertifiziert.