Zum Hauptinhalt springen

Berichte zur Kategorie "Übung"

Erdbeben-Katastrophe: Experten des Technischen Hilfswerks machen in letzter Minute kehrt

|  Übung  Ausland

Diesmal aber mussten die Fachleute unverrichteter Dinge wieder umkehren – wie ein THW-Sprecher gestern Abend mitteilte.

Foto: Südhessen Morgen / Bernhard Kreutzer

Erdbeben-Katastrophe: Experten des Technischen Hilfswerks machen in letzter Minute kehrt / Kein Einsatz im Krisengebiet / Gespräch mit Schwester Erminolda

Menschen auf Nias weniger stark betroffen

VIERNHEIM. Kindergärten und Mädcheninternat, Gesundheitsstation und Werkstatt für Jugendliche, Bildungshaus und Kinderheim: Es sind viele Hilfsprojekte, die die Viernheimer seit Jahren auf der indonesischen Insel Nias vor der Küste Sumatras und auf Sumatra selbst unterstützen.

Seit zwei Tagen richten sich deshalb viele bange Blicke in das südostasiatische Erdbebengebiet. Aber während in der Gegend um die Hafenstadt Padang Hunderte von Toten zu beklagen sind, während noch Tausende unter Trümmern verschüttet liegen, scheinen die Wirkungsstätten von Schwester Erminolda und Pater Martinian, den Kontaktleuten des Viernheimer Missiokreises von St. Michael, glimpflich davongekommen zu sein.

Telefonat mit Erminolda

"Ich habe gerade mit Schwester Erminolda telefoniert", berichtete Wolfgang Pachner gestern am späten Vormittag dem "Südhessen Morgen". Die 82-jährige Franziskanerin arbeitet in Padang-Sidempuan, etwa 400 Kilometer nördlich von Padang, dem Epizentrum des Erdbebens. "Es hat alles gezittert und gewackelt", habe die Ordensfrau berichtet, aber zum Glück "keine Personen- und Sachschäden" gegeben.

Ähnliches, so Pachner, habe ihm Pater Martinian berichtet, der sich gestern auf der Insel Nias aufhielt. Als er ankam, seien die Leute aus den Häusern gerannt. Aber nicht, wie er zunächst meinte, um ihn zu begrüßen – sondern aus Panik wegen eines erneuten Bebens. Gleichwohl scheine auch dort nichts Gravierendes passiert zu sein.

Ganz anders sieht es in Padang selbst aus, wo das blanke Chaos herrscht. Die Gegend um die Stadt sollte Haupteinsatzgebiet einer 40- köpfigen Einheit des Technischen Hilfswerks sein. Sie sammelte sich gestern Nachmittag in Rüsselsheim. Die Experten gehören zur Schnell-Einsatz-Einheit-Bergung-Ausland (SEEBA), die fast immer gefordert ist, wenn irgendwo auf der Welt Erdbeben wüten.

Diesmal aber mussten die Fachleute unverrichteter Dinge wieder umkehren – wie ein THW-Sprecher gestern Abend mitteilte. Die Entscheidung sei "auf politischer Ebene" gefallen, eine erneute Anforderung durch Indonesien wohl eher unwahrscheinlich.

Drei Viernheimer, die gestern Nachmittag auf dem Gelände des Ortsverbands in der Alfred-Nobel- Straße verabschiedet wurden, sollten im Flieger nach Südostasien sitzen:
der 48-jährige Bertram Bähr, seine gleichaltrige Kollegin Susanne Emering und der 25-jährige Christian Schomann. Für den Studenten, beim Viernheimer Ortsverband Truppführer Ortung, wäre es der erste Auslandseinsatz in einem Erdbebengebiet gewesen. Die Ortungshelferin Susanne Emering war in den Jahren 2003 und 2004 bereits bei zwei internationalen Einsätzen in Algerien und im Iran dabei, damals als Hundeführerin.

Am meisten Erfahrung hat der Viernheimer Bertram Bähr, der beim THW-Ortsverband Lampertheim tätig ist und schon an unzähligen internationalen Einsätzen teilnahm. Auch wenn die Insel Nias im Moment weniger betroffen zu sein scheint: Die Menschen dort haben schon schwere Zeiten hinter sich. Erst schockte sie der Tsunami an Weihnachen 2004, dann ein schweres Erdbeben an Ostern 2005. Dabei starben mehr als 800 Menschen, über 3000 Einwohner wurden verletzt.

Bertram Bähr, Südhessen Morgen
02. Oktober 2009