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Berichte zur Kategorie "Übung"

Erdbeben in Euforia - Internationale Übung in Wesel

|  Übung  Ausland

Vom 08. bis 10. Oktober fand in Wesel eine internationale Erdbebenübung mit Beteiligung von über 100 Einsatzkräften aus Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und Malta statt. Für Deutschland nahm die Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) des THW an der Übung teil. Darunter waren vier THW Helfer aus dem Ortsverband Viernheim.

Viele europäische Länder sind extrem von Erdbeben bedroht. Gerade bei solchen Katastrophen ist eine schnelle Hilfe lebensrettend. Darauf gilt es vorbereitet zu sein. Im Rahmen des EU-Pilot-Projektes "EU-USAR" wurde eine multinationale Teamstruktur entwickelt, die nun ihre Leistungsfähigkeit in einer gemeinsamen Großübung unter Beweis stellen konnte. Die Übung wurde von der EU-Kommission kofinanzierten. Das Europäische Gemeinschaftsverfahren, auch EU-Mechanismus genannt, ist das Werkzeug der Europäischen Gemeinschaft, um auf schwere Katastrophen vorbereitet zu sein und Unterstützung schnell und effektiv an die richtige Stelle zu bringen.

Vielleicht hätte folgendes Szenario unsere Helfer in Indonesien, nach dem großen Erdbeben am 30. September, erwartet. Dieser Einsatz wurde damals kurzfristig abgesagt.

Alarmierung nach fiktivem Erdbeben

Nachdem am Mittwoch ein Erdbeben der Stärke 6,9 in Euforia gemeldet wurde, erhielten die SEEBA-Helfer mittels SMS eine Voralarmierung. In der Nacht zum Donnerstag wurde dann richtig alarmiert. Das bedeutete für die Helfer: Jetzt geht es los.

Sammelpunkt in Rüsselsheim

Sammelpunkt war um 6.30 Uhr die Unterkunft des Ortsverbandes Rüsselsheim. Dort erfolgte die Einweisung in die Lage und eine ärztliche Untersuchung. Mit dem Bus fuhren die SEEBA Mannschaften zum Flughafen Weeze. 

Grimmige Zollbeamte und Soldaten erschweren die Einreise

Jetzt erfolgte die Einreise nach Euforia. Christian Busalt, Zugführer beim THW Viernheim - bei der Übung "Chief Search" - betonte: "Was bisher Routine war, von der Alarmierung bis zum Abflug, wurde ab jetzt zum Nervenkitzel". Denn die Übung war bis ins kleinste Detail aufwendig vorgeplant. Grimmig dreinblickende, schlecht gelaunte Zollbeamte und Soldaten - von Schauspielern gemimt - erwarteten die Helfer am Flughafen. Willkürlich gab es Durchsuchungen und andere Schikanen. "Damit muss man als SEEBA-Helfer auch umgehen können", sagte Busalt, "die Bewältigung solcher Situationen werden beim THW in Vorbereitungslehrgängen geübt".

Zuweisung der Einsatzstellen

Endlich war die Einreise geschafft. Durch die am Flughafen bereits wartende OSOCC (On-Site Operations Coordination Centre, eine Koordinierungs- und Einsatzzentrale für die vor Ort tätigen Organisationen und Hilfskräfte) wurden dann die Einsatzstellen zugewiesen.

Gewissenhafte Erkundung ist wichtig

Jetzt waren die Helfer wieder in ihrem Element. Zeitgleich wurde begonnen das Schadensgebiet zu erkunden und das Camp aufzubauen. "In dieser Phase hängt viel von der genauen Erkundung im Schadensgebiet ab", so Busalt, "denn eine gewissenhafte Erkundung ergibt, welche Einsatzmannschaft und welches Material an den Schadensstellen benötigt wird. Dieses muss dann zuerst ausgeladen und einsatzbereit sein, das spart später viel Zeit."

Ortung und Bergung beginnt

Nachdem die Ergebnisse der Erkundung bekannt waren, wurden die Ortungs- und Bergungsmannschaften in das Schadensgebiet entsandt, welches aus einem Straßenzug mit mehreren teilzerstörten oder völlig zerstörten Häusern bestand.

Die Ortungs- und Bergungsmannschaften begannen zugleich mit ihren Arbeiten. Zusätzlich wurde ein Schichtsystem eingeführt, sodass man 24 Stunden ununterbrochen arbeiten konnte.

Rettungshunde und technisches Gerät

Rettungshunde, akustisches Ortungsgerät und die Suchkamera "Searchcam" waren die wichtigsten Einsatzmittel bei der Ortung von Verschütteten. Um realitätsnah üben zu können, begaben sich ehrenamtliche Helferinnen und Helfer als Schauspieler unter Trümmer, hinter Betonwände und in Röhren voller Schutt, die die Einsatzkräfte durchdringen mussten.

Internationales Team arbeitet hervorragend zusammen

Man arbeitete zusammen mit Bergungseinheiten aus den Niederlanden und Malta an unterschiedlichen Schadensstellen. Dort hatten sich die Einheiten sinnvoll ergänzt. "Trotz Sprachbarrieren konnten sich die Helfer gut verständigen, denn die Rettungsprofis aller Länder kennen nur ein Ziel: Menschen retten. Sie wissen schließlich alle um was es geht und sprechen somit eine Sprache", so Busalt.

Neueste Technik zur Luftaufklärung

Ein Modellhubschrauber einer SAR Einheit aus England hatte hochauflösende Luftaufnahmen zur Schadensbegutachtung aufgenommen. Diese Luftaufnahmen wurden von den Ortungsspezialisten ausgewertet. Der zur Beobachtung der Übung angereiste THW Präsident Albrecht Broemme zeigte sich begeistert von den Möglichkeiten des mit modernsten technischen Finessen ausgestatteten Modellhubschraubers.

Internationaler Erfahrungsaustausch

Bei internationalen Übungen wie dieser soll die Zusammenarbeit unterschiedlich organisierter Hilfsorganisationen getestet und verbessert werden. Die gemeinsame Arbeit trotz Sprachbarrieren soll trainiert und Erfahrungen aus der Arbeit im Bevölkerungsschutz ausgetauscht werden.

Beteiligte Helfer aus Viernheim

Vom THW Viernheim waren an der Übung beteiligt: Christian Busalt (Chief Search), Susanne Emering (Ortungshelfer), Rüdiger Frank (Führungsgehilfe), Christian Schomann (Ortungshelfer) und der Viernheimer Bertram Bähr (Übungsleitung und Übungsbeobachtung), der im Ortsverband Lampertheim aktiv ist. 

Mach mit beim Ehrenamt

Die an der Großübung beteiligten Helfer aus Viernheim und anderen Ortsverbänden sind alle ehrenamtlich für das THW tätig. Der Ausbildungsstand und die Motivation der Helfer ist sehr hoch und braucht sich im internationalen Vergleich nicht zu verstecken. Wer sich für die Arbeit im THW interessiert, kann sich bei uns melden. Interessierte Frauen und Männer sind jederzeit willkommen. Ebenfalls willkommen sind interessierte ausländische Mitbürger. Jugendliche von 11 bis 17 Jahren können in den Jugendgruppen der Ortsverbände die Arbeit des THW altersgerecht erfahren.