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Berichte 2010

Großbrand in Konstanz am 23.12.2010 - Sicherung der Abstützarbeiten mit dem Einsatzsicherungssystem

|  Einsatz

Am 23.12.2010 gegen 8 Uhr wurde die Feuerwehr Konstanz wegen eines Brandes in der Innenstadt informiert. Nach ersten Ermittlungen verursachte ein brennender Adventskranz das Feuer in einem Wohn- und Geschäftshaus in der Fußgängerzone. Der Brand breitete sich schnell in dem Eckhaus und zwei benachbarten Häusern aus, im weiteren Verlauf war noch ein viertes Gebäude betroffen.

Gegen 14:30 stürzte das Gebäude ein und beschädigte dabei die benachbarten Gebäude.

Um 13:10 Uhr wurden Michael Markus vom OV Baden-Baden und Markus Reinhardt vom OV Viernheim telefonisch informiert. Schnell wurde dann das Einsatzsicherungssystem, das am KIT (ehemals Universität Karlsruhe) weiter entwickelt wird, angefordert. Mit einem dreiköpfigen Unterstützungsteam vom OV Baden-Baden machte man sich auf den Weg.

Bei dem Gebäudeeinsturz wurden keine Personen verschüttete und so waren die Einsatzschwerpunkte Löschen, Verhindern von Brandausbreitung und Sichern der erhaltenen Gebäude und Strukturen. In den eng zusammen liegenden Trümmern konnten sich trotz intensiver Löscharbeiten noch über Tage hinweg Glutnester halten und auch auf dem Dach eines Nachbarhauses bildete sich ein neuer offener Brand, der aber schnell unter Kontrolle gebracht werden konnte.

Als eine der ersten Abstützmaßnahmen wurde der Ausleger eines Autokranes mit Lastverteilung gegen eine Hausfront gesetzt, um zu vermeiden, dass bei einem Einsturz einer verbliebenen Wand das Nachbargebäude mit eingerissen wird. Zu diesem Zeitpunkt baute das Team die Totalstation, das Messgerät des ESS in einer Wohnung im 2.OG gegenüber der Einsatzstelle auf. In der engen Innenstadt ein günstiger Ort, der eine unterbrechungsfreie Überwachung ermöglichte.

Dafür wurden an den gefährdeten Gebäuden spezielle Prismen angebracht, die regelmäßig von der Totalstation automatisch und hochgenau vermessen wurden. So konnten frühzeitig Bewegungen im Millimeterbereich und genauer erkannt werden. Zusätzlich wurde ein Laser-Distanzsensor, der keinen Reflektor benötigt auf die frei stehende Wand des eingestürzten Gebäudes gerichtet. Im Gegensatz zur Totalstation, die alle zu überwachenden Punkte automatisch und hochgenau in alle Raumrichtungen vermisst und dafür pro Umlauf etwa 1 bis 3 Minuten benötigt misst der einfache Distanzsensor nur die Bewegung in Beobachtungsrichtung mit einer Auflösung von einem Millimeter, das aber mit mehreren Messwerten pro Sekunde.

Ab dem 24.12. wurden die ersten provisorischen Abstützungen durch große Strebstützen aus Holz ergänzt. Die Totalstation wurde auf den Dachboden des Nachbargebäudes umgesetzt, die Prismen wurden teilweise neu positioniert. Der zusätzliche Distanzsensor wurde danach jeweils in der Nähe der gefährdeten Bereiche aufgestellt, wo gerade Abstützarbeiten durchgeführt wurden. Von beiden Systemen wurde im Verlauf des Einsatzes Bewegungen in den Gebäuden registriert, worauf jeweils ein Rückzug aus dem Gefahrenbereich erfolgte. Nach Analyse der Ursachen, die meist bei Belastungen durch die Abstützarbeiten selbst lagen und Überprüfung auf Folgeschäden konnte dann vorsichtig weiter gearbeitet werden.

Am 25.12.wurde noch ein Tachymeter der Stadt Konstanz im Hinterhof aufgebaut um die Gebäuderückseite manuell zu überwachen. Die Bedienung erfolgte durch eingewiesene THW-Helfer. Der Einsatz des ESS-Teams endete am 27.12. abends mit Ende des Gesamteinsatzes. Insgesamt führte die hervorragende Zusammenarbeit von Feuerwehr, THW und den weiteren Beteiligten zu einem effektiven und sicheren Einsatz ohne gefährliche Verletzungen. Die Einsatzstelle konnte nach Sicherung der Bausubstanz an die Eigentümer übergeben werden. Die THW-Baufachberater erwiesen sich als kompetente Ansprechpartner und das Einsatzsicherungssystem als wertvolles Hilfsmittel bei den Abstützarbeiten.